Leitfaden wissenschaftliches Arbeiten in der Religions­wissenschaft

Wissenschaftliche Hausarbeiten

Schritte wissenschaftlichen Arbeitens

Das Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit beschränkt sich nicht auf das Schreiben des Textes. Davor und auch danach gibt es eine Reihe von wichtigen Arbeitsschritten, die bei der Planung einer Arbeit berücksichtigt werden müssen.

Zeitplanung

Ratsam ist es, sich vor dem Beginn einer Hausarbeit einen Zeitplan für die Erstellung der Arbeit anzufertigen. Insbesondere für die Beschaffung und Sichtung von Literatur muss oft mehr Zeit eingeplant werden, als man zunächst annimmt. Sind Bücher entliehen oder müssen sie gar per Fernleihe bestellt werden, kann es mehrere Wochen dauern, bis sie verfügbar sind. Auch die weiteren Schritte benötigen Zeit. Und nicht zuletzt sollte am Ende noch genügend Raum sein, um die Arbeit noch einmal Korrektur zu lesen (oder lesen zu lassen).

Für die Koordination verschiedener zu erbringender Leistungen etwa in den Semesterferien kann ein Gesamtzeitplan hilfreich sein. Er ermöglicht eine effektivere Nutzung der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Zeit. Nicht zuletzt kann ein Zeitplan auch motivierende Effekte haben, indem er im Verlauf der Erstellung einer Hausarbeit die bereits erfolgreich abgearbeiteten Punkte vor Augen führt.

Hausarbeiten werden meist in der vorlesungsfreien Zeit geschrieben. Bedenken Sie auch, dass in dieser Zeit Sprechstunden oft zu veränderten Zeiten und/​oder seltener angeboten werden und auch Dozierende im Urlaub sein können. Vereinbaren Sie, wenn nötig, am besten noch zum Ende der Vorlesungszeit weitere Beratungstermine.

Themenfindung und Fragestellung

Der erste Schritt beim Erstellen einer wissenschaftlichen Arbeit ist die Themenfindung. Dabei soll nicht nur ein Themenkomplex gewählt werden, mit dem sich die Arbeit beschäftigt. Es muss auch eine Fragestellung formuliert werden, die die Bearbeitung des Themas einer spezifisch religionswissenschaftlichen Herangehensweise zugänglich macht. Eine Fragestellung zu entwickeln ist durchaus eine anspruchsvolle Aufgabe. Eine gute Fragestellung bleibt nämlich in der Regel nicht dabei stehen, danach zu fragen, wie die Dinge beschrieben werden können. Dies mündet meist in einer reinen Wiedergabe von Gelesenem; eine eigene Auseinandersetzung findet nicht statt. Eine wissenschaftliche Frage zielt dagegen auf die Erklärung der Sachverhalte oder auf ihre Konsequenzen. Eine Ausnahme können hier dezidierte sprachwissenschaftliche Materialarbeiten darstellen, bei denen schon die Darstellung des Materials eine anspruchsvolle Aufgabe für sich ist.

Eine zweite Herausforderung ist die Eingrenzung des Themas. Themen wie „Die Geschichte des Hinduismus in Indien“ oder „Die Religiosität muslimischer Jugendlicher in Deutschland“ sind schlicht zu weit gefasst, um im Rahmen von Haus- oder selbst Bachelor-Arbeiten behandelt zu werden. Die Eingrenzung eines Themas ist auch deswegen so schwierig, weil sie bereits Grundkenntnisse über den Gegenstand voraussetzt. Erst dann lässt sich ermessen, in welche konkreteren Fragen sich ein Thema zergliedern lässt.

Die Themenfindung lässt sich daher nicht allein am Schreibtisch bewältigen. Sie erfordert auch einen ersten, groben Überblick über die verfügbare Literatur und den Forschungsstand sowie Gespräche mit Dozierenden: Scheuen Sie nicht davor zurück, mit den Lehrenden über Ihre thematischen Vorstellungen zu sprechen. Aber bereiten Sie sich auch auf ein solches Gespräch vor. Wenn Sie sich schon ein Grundlagenwissen erarbeitet haben, können Sie Anregungen der Lehrenden aufnehmen und sinnvoll einarbeiten.

Oft können Sie von einem Problem ausgehen, dass Ihnen in einem Seminar oder sogar außerhalb der Universität begegnet ist. Für Ihre Hausarbeit ist es dann unerlässlich, das Problem bearbeitbar zu machen, indem Sie eine klare Fragestellung formulieren. Hilfreich kann dabei z.B. die Anfertigung einer Mindmap sein, auf der Sie verschiedene Aspekte rund um das Thema aufnehmen und zu gliedern versuchen. Nur auf einen der Aspekte müssen Sie sich konzentrieren – je präziser und schlanker Ihre Fragestellung wird, desto besser wird sie bearbeitbar.

Die Definition einer Religionsgemeinschaft ist anscheinend strittig, wie die Debatte um Scientology zeigt. „Was ist eine Religionsgemeinschaft?“ – diese Fragestellung wäre nun aber viel zu weit, um sie in einer Hausarbeit zu beantworten. Auch normative Herangehensweisen – etwa „Warum Scientology keine Religionsgemeinschaft ist“ – sind in wissenschaftlichen Arbeiten unpassend. Möglich wäre etwa eine Fragestellung, die einen von vielen Aspekten herausgreift, nämlich die Debatte, die diesbezüglich in der Justiz geführt wird: „Welche Argumentationen werden bei Gerichtsentscheidungen über die Anerkennung von Religionsgemeinschaften verwendet?“ Der Titel der Arbeit könnte dann lauten: „Gerichtliche Argumentationsstrukturen bei der Feststellung des Status „Religionsgemeinschaft“. Eine Untersuchung am Beispiel Scientology.“

Gliederung und Literaturauswahl

Schon unmittelbar nach der Erarbeitung der Fragestellung kann eine erste Gliederung erstellt werden. Diese erlaubt es, das grundlegende Programm der Arbeit zu explizieren, ohne sich schon in den Details des Materials zu verlieren. Die Gliederung stellt auch die Grundlage der Literaturauswahl dar. Erst wenn die grobe Richtung der Arbeit bekannt ist, kann man auch ermessen, welche Literatur relevant ist. Neben Literatur zum Forschungsgegenstand ist oftmals auch ein Einblick in die theoretische Literatur notwendig, um einen Hintergrund für die Bearbeitung der Fragestellung zu haben. In einem zweiten Teil kann, je nach Ausrichtung der Arbeit, selbstgewähltes Material eigenständig analysiert werden.

Die Gliederung Ihrer Hausarbeit zu Scientology könnte nun aussehen wie folgt:

  1. Einleitung
  2. (deskriptiver Teil) 2.1 Über Scientology 2.2 Überblick über Konflikte und stattgefundene Gerichtsverhandelungen
  3. (analytischer Teil) 3.1 Analyse der Schriftstücke und Urteile 3.2 Bezug zu religionswissenschaftlicher Literatur über Scientology
  4. Fazit

Näheres siehe im Abschnitt Kapitelgliederung.

Literaturrecherche und -lektüre

Für die Literaturrecherche ist genügend Zeit einzuplanen. Relevante Werke können vorübergehend ausgeliehen sein, oder müssen gar per Fernleihe bestellt werden. Daher ist es gut, sich schon früh einen Überblick über die benötigte Literatur zu verschaffen. (Für die Details der Literaturrecherche siehe den Abschnitt Literaturrecherche.) Der Horizont der Recherche ist dabei immer der Forschungsstand: Die Texte zu einem Thema werden nicht beliebig gewählt, sondern sollen die Ergebnisse einer bestimmten Forschungsrichtung widerspiegeln. Dabei kann in einer Hausarbeit natürlich nicht die gesamte Forschungsliteratur zu einem Thema wiedergegeben werden. Jedoch sind die gewählten Texte immer in einen Kontext einzubetten: Welcher Forschungsrichtung entspringen sie? Auf welche Texte und/​oder Autor:innen nehmen sie Bezug? Welche anderen Richtungen gibt es, die in der Hausarbeit nicht berücksichtigt werden? Ein kurzer Überblick über den Forschungsstand und die Literaturlage sollte daher zu Beginn der Arbeit, etwa nach der Einleitung, nicht fehlen.

Die eigentliche Arbeit folgt dann mit dem Lesen und Auswerten der ausgewählten Literatur. Auch hier ist es wichtig, sich nicht ohne Vorüberlegungen in die Literatur zu stürzen. Das Lesen sollte auch schon mit Blick auf die Fragestellung hin geschehen. Welche Argumentation verfolgt der:die Autor:in? Stimmt diese mit den eigenen Ansätzen überein? Falls nicht, lässt sich der eigene Weg begründen oder sollte man seine Thesen anpassen?

Näheres siehe in den Abschnitten Literaturrecherche und Lesetechniken.

Verfassen der Arbeit

Der größte Teil der Arbeit steht mit dem Verfassen des eigentlichen Textes an. Sind die vorhergegangenen Schritte aber gründlich bearbeitet, reduziert sich der Aufwand beim eigentlichen Schreiben der Arbeit erheblich. Im Idealfall hat man eine klare Fragestellung und eine saubere Gliederung, kennt die Literatur und braucht nur noch anzufangen. Dabei sollte man nicht nur die einfache Aufteilung der Kapitel im Kopf haben, sondern auch schon die grobe Argumentationsstruktur. Schwächen im Aufbau fallen einem so früh ins Auge und nicht erst, wenn die Arbeit schon geschrieben ist.

Fertigen Sie sich einen stichwortartigen Ablaufplan Ihrer Hausarbeit inklusive des Argumentationsaufbaus an. Die Ausformulierung geht dann ungleich leichter von der Hand. Auch die einzusetzende Literatur oder besonders treffende Zitate können Sie dann dort schon vermerken.

Nach dem Schreiben des Textes muss man noch etwas Zeit auf die Nachbearbeitung verwenden. Die Arbeit sollte zumindest noch einmal auf inhaltliche Schlüssigkeit und einmal auf formale Fehler (Rechtschreibung, Grammatik) gegengelesen werden. Hilfreich ist es, auch noch jemand Unbeteiligten den Text korrekturlesen zu lassen, denn man wird nach einiger Arbeit am Text selbst blind für viele Schwächen und Fehler.

Zu einer wissenschaftlichen Arbeit gehört auch der äußere Eindruck, sprich: die saubere Formatierung. Auch hier kann man die nachträgliche Arbeit auf ein Minimum reduzieren, wenn man schon zuvor sauber gearbeitet hat. Hierzu gehört, dass man Inhalts- und Literaturverzeichnisse automatisch erstellen lässt. Näheres siehe in den Abschnitten Textverarbeitung und Literaturverwaltung.

Aufbau einer Hausarbeit

Eine Hausarbeit muss bestimmte formale Kriterien erfüllen. Darüber hinaus gibt es einige Richtlinien im Aufbau, an denen man sich orientieren sollte.

Deckblatt

Vor jeder Hausarbeit steht ein Deckblatt, das einige formal wichtige Informationen enthält. Das Deckblatt sollte diese Informationen möglichst übersichtlich präsentieren. In jedem Fall enthalten müssen sein:

Die Abbildung zeigt ein Beispiel eines Deckblatts.

Beispiel einer Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Das Inhaltsverzeichnis enthält die Kapitel und Unterkapitel der Arbeit mit Angabe der Seitenzahl. Das Inhaltsverzeichnis selbst wird dabei nicht aufgeführt. Viele Textverarbeitungen unterstützen die automatische Erstellung eines Inhaltsverzeichnisses. Näheres siehe im Abschnitt Textverarbeitung.

Kapitelgliederung

Jede Hausarbeit umfasst eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. In der Einleitung werden das Thema der Arbeit, die Fragestellung und der Aufbau der Arbeit vorgestellt. Somit können sich die Lesenden schon auf eine bestimmte Struktur einstellen und müssen sie sich nicht aus dem Text erschließen. Der Hauptteil umfasst dann eine Skizze der Literaturlage bzw. des Forschungsstands sowie, als wichtigsten Teil, die eigentliche Bearbeitung des Themas. Im Schluss wird die Arbeit noch einmal kurz zusammengefasst und die wesentlichen Erkenntnisse werden festgehalten. Der Schluss enthält keine neuen Informationen oder Argumente mehr.

Diese Aufteilung entspricht aber in der Regel nicht vollständig der Kapitelgliederung. Während die Einleitung oft noch mit „Einleitung“ überschrieben wird, umfasst der Hauptteil meist mehrere Kapitel, und der Schluss wird eher unter der Überschrift „Fazit“ oder ähnlichem zu finden sein. Die Kapitel des Hauptteils sollten den Aufbau der Arbeit gut widerspiegeln und entsprechend benannt werden, so dass schon die Kapitelgliederung einen guten Eindruck von den inhaltlichen Schwerpunkten gibt. Unterkapitel können einzelne Kapitel in kleinere Abschnitte aufteilen, allerdings sollte die Gliederung auch nicht zu sehr in die Tiefe gehen. In der Praxis bewährt sich häufig eine Dreiteilung des Hauptteils; dies ist aber lediglich eine Faustregel. Die Kapitel und Unterkapitel sollten dabei nicht unverbunden nebeneinander stehen, sondern durch Überleitungen und Anknüpfungen sinnvoll miteinander verknüpft werden.

Für die Kapitelgliederung bietet sich die Dezimalklassifikation an: Kapitel werden mit 1, 2, und so fort nummeriert, Unterkapitel mit 1.1, 1.2 etc. Auf einer Gliederungsebene darf dabei nie ein einzelnes Kapitel stehen: Gibt es ein Kapitel 2.1, so muss es auch 2.2 geben.

Die einzelnen Teile sollten sich in etwa an folgendem Aufbau orientieren:

Stellen Sie sich die Einleitung einer Hausarbeit wie einen Trichter vor: Sie fangen breit an, mit dem Verweis auf einen allgemein relevanten Komplex, und spitzen diese Sachlage dann auf Ihr Problem hin zu. Dieses Vorgehen hat im Fazit sein Gegenstück – hier werden die Erkenntnisse der Arbeit wieder in eine allgemeinere Debatte überführt.

Das Fazit bringt keine neuen Informationen, die nicht schon im Hauptteil behandelt worden sind (Literaturverweise sind hier also in der Regel nicht mehr vonnöten).

Wenn Sie eine sauber gegliederte Einleitung geschrieben haben, können Sie sich nun umgekehrt an den Punkten wieder „zurückhangeln“ – vom Spezifischen Ihrer Arbeit zum Allgemeinen einer größeren Debatte. Wichtig ist in jedem Fall, dass Sie auf die Einleitung Bezug nehmen – so machen Sie Ihre Arbeit „rund“ und den Lesenden deutlich, dass Sie eine sinnvoll aufgebaute und stringent vorgehende wissenschaftliche Arbeit abgeliefert haben.

Bibliographie und Anhänge

Am Ende der Arbeit steht eine vollständige Liste aller verwendeter Literatur. Dabei sollte die Bibliographie nicht mit Literatur aufgefüllt werden, die im Text nicht zitiert wurde. Falls ein Werk inhaltlich bedeutend ist, sollte es zitiert werden, andernfalls muss es auch nicht in die Literaturliste. Zur Formatierung der Literaturliste siehe den Abschnitt Zitieren von Literatur.

Materialreiche Arbeiten können außerdem noch einen oder mehrere Anhänge enthalten, in denen z.B. Abbildungen, Quellentexte oder Ähnliches untergebracht werden. Die Anhänge zählen dabei nicht für den Umfang der Arbeit.

Formatierung

Eine Hausarbeit umfasst im BA-Studium bei Standardformatierung in der Regel ca. 12–18 Seiten bzw. 5.000–7.000 Wörter. Die verbindlichen Details werden aber von den Dozierenden jeweils mitgeteilt. Für eine lesbare Arbeit gelten folgende Richtlinien:

Zur Formatierung einer Hausarbeit mit gängigen Textverarbeitungsprogrammen siehe im Abschnitt Textverarbeitung. Ergänzend finden sich auch E-Tutorials auf der Website des Studiengangs unter http://ceres.rub.de/lehre/tipps-tools/.

Sprache

Auch ein guter sprachlicher Ausdruck gehört zu einer gelungenen Hausarbeit. Entgegen verbreiteter Annahmen ist Sprache nicht gleich wissenschaftlich, wenn sie viele Fremdwörter und verschachtelte Sätze verwendet. Der Einsatz von Fachbegriffen sollte einen Text präziser und – für Kenner der Fachsprache, also auch für die Korrigierenden – verständlicher machen, nicht unverständlicher. Achten Sie vor allem darauf, dass Sie selbst verstehen, was Sie schreiben.

Formulieren Sie genau: Das Wort „man“ sollte vermieden werden; präzisieren Sie, auf wen Sie sich beziehen, z.B. mit der Formulierung: „Die Verfasserin ist der Ansicht, dass …“ Ebenso sollten Sie die Ich-Form vermeiden, wenn Sie Sachverhalte darstellen oder Theorien referieren. Die Ich-Form ist eigenen Argumenten oder Stellungnahmen vorbehalten.

Formulieren Sie so klar, dass man in Ihren Sätzen kein Wort mehr streichen könnte. Füllwörter wie „eigentlich“, „ziemlich“, „gewissermaßen“ oder „letztlich“ nehmen Ihren Argumente Überzeugungskraft, weil sie sie in ihrer Bedeutung abschwächen. Verfassen Sie Ihre Arbeit lieber so, dass alle Aussagen umfassend so gemeint sind, wie sie dort stehen. Wenn Einschränkungen zu beachten sind, sollte man diese explizieren und erläutern.

Die Argumentation der Arbeit sollte sich auch in der Sprache widerspiegeln: Kausalverbindungen sind ein wichtiges Mittel, um Ihre Argumente schlüssig zu verbinden. Ein häufiger Fehler sind allerdings Kausalverbindungen an Stellen, an die sie nicht gehören. Prüfen Sie ganz genau, ob Sätze oder Satzteile, die Sie mit „deshalb“, „trotzdem“, „angesichts dessen“ oder anderen Satzpartikeln, die Bezug auf das vorangegangene nehmen, beginnen, wirklich genau dieses Verhältnis beinhalten.

Gerade bei längeren Sätzen kommt es leicht zu fehlerhaften grammatikalischen Konstruktionen. Passen Sie also auf, dass alle Formulierungen, Anschlüsse und Bezüge korrekt sind. Ebenso ist eine korrekte und einheitliche Orthographie und Zeichensetzung wichtig.

Zur besseren Lesbarkeit sollte der Text mit Absätzen gegliedert werden. Ein neuer Absatz sollte aber bewusst gesetzt werden, wenn ein neuer Aspekt angesprochen wird. Jeden Satz in einen eigenen Absatz zu fassen ist ebenso wenig hilfreich wie ein Text ohne Absätze.

Kriterien für die Bewertung von Hausarbeiten

Die Dozierenden des CERES halten sich in der Bewertung schriftlicher Arbeiten an einen Kriterienkatalog. Dieser soll hier transparent gemacht werden, um den Studierenden die Selbstevaluation ihrer schriftlichen Leistungen zu ermöglichen und um die Benotung ihrer Arbeiten nachvollziehbar zu machen.

Im Prinzip sollten bereits die Arbeiten der frühen Studienphasen diesem Standard zu folgen versuchen. In vollem Umfang unterliegen diese Kriterien aber erst ab der Bachelor-Arbeit der Beurteilung. Die Kriterien sind im Einzelnen:

Die Beurteilung dieser Kriterien ist am besten anhand von Binärpaaren zu verdeutlichen:

positiv negativ
Aus der Arbeit ist ein guter Überblick über die Literaturlage erkennbar. Nur wenig, teilweise oder ganz veraltete Literatur herangezogen.
Passende Literatur wurde nach transparenten Kriterien und mit stichhaltigem Urteil ausgewählt. Wichtige Standardwerke wurden ignoriert.
Nur Buchpublikationen herangezogen, wichtige Aufsätze fehlen.
Bequemlichkeit war “Kriterium” der Literaturauswahl (auf wichtige Publikationen verzichtet, weil Fernleihe oder fremdsprachlich).
Die im Literaturverzeichnis angeführte Literatur wird im Text angemessen aufgegriffen. Die Literatur wird dabei den Erfordernissen der Arbeit entsprechend selektiert eingebunden. Große Teile der aufgeführten Literatur werden im Text nicht berücksichtigt. Die Literatur wird unselektiert und nicht der Fragestellung angemessen wiedergegeben.
Die Literatur und ihr wissenschaftlicher Hintergrund wird kritisch reflektiert. Literatur wird unkritisch übernommmen; Unwissenschaftliche Literatur wird als Quelle herangezogen, ohne entsprechend eingeordnet zu werden.
Souveräner Umgang mit Begriffen und Konzepten. Relevante Konzepte/​Begriffe wurden nicht verstanden.
Zusammenhänge wurden richtig erkannt, Querverbindungen wurden gezogen. Einordnung des behandelten Themas in den größeren Zusammenhang fehlt, ist zu vage oder falsch.
Arbeit enthält falsche Sachinformationen.
Die Arbeit ist theoretisch durchdacht. Keine Frage- oder Problemstellung oder methodisch-theoretische Reflexion erkennbar.
Metasprachliche Schlüsselbegriffe wurden definiert, fachgeschichtlich situiert und auf ihre Tauglichkeit geprüft. Für die Theoriebildung entscheidende Begriffe wurden unreflektiert verwendet.
Die einzelnen Arbeitsschritte wurden durch Methodenreflexionen transparent gemacht. Methodenreflexion wurde nicht oder unzureichend durchgeführt.
Mangelhafte Differenzierung, Pauschalaussagen („Christen sind …“, „Hindus glauben …“).
Einordnung der eigenen Arbeit im gegenwärtigen Fachdiskurs. Religionswissenschaftliche Sekundärliteratur ignorieren; Fragenstellungen entwickeln, die nichts mit Religionswissenschaft zu tun haben.
Innen/​Außenperspektive unterscheiden. Aus der Innenperspektive heraus argumentieren oder gar werten und urteilen.
Analytische Deskription Normative Wertungen
Religionsbegriff kontextualisieren (Mit welcher/m Kultur/​Zeit/​Raum beschäftige ich mich gerade? Wie lässt sich dort Religion identifizieren?) Religionsbegriff unreflektiert verwenden.
Diskursive Macht der wissenschaftlichen Rede über Religion reflektieren. Existenz von Religion als gegeben hinnehmen.
Die Fragestellung ist klar herausgearbeitet. Sie bezieht sich auf das gewählte Thema und ist im Rahmen der Arbeit bearbeitbar. Es ist keine Fragestellung formuliert. Die Fragestellung ist zu breit oder zu eng gewählt
Stringente Gedankenführung. Die Argumentation bezieht sich auf die gewählte Fragestellung. Argumentationsgang ist logisch fehlerhaft.
Das Thema wurde aus den Augen verloren; Fragestellung und Fazit passen nicht zueinander.
Methode und Fragestellung der Arbeit sind aufeinander abgestimmt; die gewählte Methode lässt ein Ergebnis im Sinne der Fragestellung erwarten. Die Methodik wurde nicht zur Fragestellung passend gewählt.
Die Methodik wurde nicht angemessen reflektiert.
Die Methode wurde sinnvoll und handwerklich sauber angewandt. Die Durchführung weist methodische Mängel auf; Es wird keine explizite Methodik erkennbar.
Es werden verschiedene Ansichten (z.B. aus der wiss. Sekundärliteratur) berücksichtigt und gegeneinander abgewogen. Entscheidende Argumentationsbausteine werden unzureichend abgestützt; alternative Ansichten wurden ignoriert oder nicht problematisiert.
Das Ergebnis der Arbeit wurde umsichtig und der Untersuchungsmethode angemessen präsentiert. Fragestellung und Ergebnis stehen im Missverhältnis zur Untersuchungsbasis (z.B. zu weit gefasste Schlussfolgerungen werden aus einer viel zu kleinen Untersuchung gezogen).
Es wird eine kreative Fragestellung oder Problemlösung entwickelt. Die Arbeit spiegelt eigene Überlegungen zum Thema wider. Das Fazit verdeutlicht die Eigenständigkeit der Arbeit. Es sind keine oder kaum eigene Gedanken erkennbar.
Ideenklau ist die schlimmste aller Sünden!!! Abgeschriebene oder heruntergeladene Arbeiten, die als Studienleistung eingereicht oder vorgetragen werden, werden ausnahmslos mit der Note 6 bewertet.
Die Arbeit ist formal korrekt. Zu viele Rechtschreib-, Grammatik- oder Zeichensetzungsfehler (mehr als 3 pro Seite).
Aussagen werden nicht belegt, sind nicht überprüfbar.
Bibliographie uneinheitlich, unsystematisch oder fehlt.
Zitate sind formal inkorrekt (z.B. nicht wörtlich, fehlende oder unvollständige Literaturangaben).
Arbeit ist zu lang oder zu kurz.

Eine frühzeitige Absprache mit den Dozierenden über eine mögliche Hausarbeit ist unbedingt erforderlich. Hierbei sollten das Thema abgesegnet werden, eine Abgabefrist ausgemacht werden und ggf. die Formalia abgesprochen werden. Je nach Dozierenden werden dann auch Literaturhinweise gegeben, die einen Einstieg ermöglichen.

  1. Habe ich ein gut eingegrenztes Thema mit einer konkreten Fragestellung?
  2. Ist der Aufbau meiner Hausarbeit logisch, nachvollziehbar und ist sie der Fragestellung angemessen?
  3. Habe ich mein Thema mit den Dozierenden abgesprochen?
  4. Handelt es sich bei den Funden meiner Literaturrecherche um wissenschaftliche Literatur?
  5. Habe ich alle für die Fragestellung und das Thema relevante Literatur gefunden?
  6. Habe ich die vorgegebenen Formalia berücksichtigt?
  7. Welche Zitierweise benutze ich und habe ich einheitlich zitiert?
  8. Habe ich ein Literaturverzeichnis erstellt?
  9. Habe ich Korrektur gelesen und Korrektur lesen lassen?

Plagiarismus

Fremdes geistiges Eigentum als eigene Gedanken auszugeben, ist im wissenschaftlichen Bereich – in dem auch Sie als Studierende agieren – kein Kavaliersdelikt mehr. Plagiate werden inzwischen an allen Universitäten empfindlich geahndet. Auch an der Ruhr-Universität Bochum gilt: Nicht nur werden selbstverständlich alle Arbeiten, in denen sich Plagiate finden, als „nicht ausreichend“ gewertet, darüber hinaus müssen Plagiate dem Prüfungsamt und damit dem Justiziariat gemeldet werden. Letzteres kann über ein Ordnungswidrigkeitsverfahren Geldbußen sowie in schwerwiegenden Fällen den Ausschluss vom Studium veranlassen.

Im wissenschaftlichen Betrieb gelten verschiedene Tatbestände als Plagiate: Das Einreichen einer Arbeit, die von jemand anderem für den Studierenden erstellt wurde (Ghostwriting) oder das Einreichen einer anderen fremden Arbeit unter dem eigenen Namen (Vollplagiat), die Übernahme von Textteilen aus anderen Werken – oder dem Internet – ohne entsprechende Quellenangaben (Teilplagiat) und das mehrfache Einreichen einer eigenen Arbeit zu unterschiedlichen Anlässen (Selbstplagiat).

Es ist daher auch extrem wichtig, Übernahmen aus anderen Werken korrekt zu zitieren und zu belegen – ohne angemessene Kenntlichmachung werden auch übernommene und ggf. leicht veränderte Paraphrasen aus den Werken anderer Autoren zu Plagiaten.

Auch für die Beurteilung Ihrer Arbeit ist es wichtig, dass Sie sauber kennzeichnen, welche Gedanken Sie aus einem anderen Werk übernommen haben, und was Ihre eigenen Analysen oder Schlussfolgerungen sind. Die Eigenleistung ist wichtiger Bestandteil einer Hausarbeit, Sie tun sich also selbst keinen Gefallen, wenn Sie den Betreuer, der ihre Arbeit korrigiert, darüber im Dunkeln lassen, was die Eigenleistung darstellt.

Wenn Sie über längere Strecken die Argumentation eines anderen Autor indirekt zitieren, sollten Sie dies neben der Verwendung umfassender Belege durch den Einsatz des Konjunktivs deutlich machen. Ihren Anteil an der Arbeit können Sie durch eindeutige Formulierungen an den wichtigen Stellen herausstellen („ich habe gezeigt, dass …“; „man kann nun also schlussfolgern, dass …“).