Leitfaden wissenschaftliches Arbeiten in der Religions­wissenschaft

Typen wissenschaftlicher Texte

Wissenschaft findet überwiegend im Medium der Sprache statt. Auch im Studium spielen Texte eine zentrale Rolle: Wissen wird in Form von Texten vermittelt, wissenschaftliche Quellen werden gelesen, eingeordnet und angeeignet. Die Darstellung des Gelernten erfolgt auch in Textform, z.B. in Hausarbeiten und Klausuren.

Texte als Studienleistungen

Ein großer Teil an Studienleistungen wird in der Form von Texten erbracht. Um die Anforderungen der verschiedenen Textgattungen erfüllen zu können, muss man sie kennen. Die Texte, die während des Studiums geschrieben werden, unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Länge, sondern auch in Zielsetzung, Aufbau und Stilmitteln.

Die längste Form einer Studienleistung – abgesehen von der Abschlussarbeit – ist die Hausarbeit. Hausarbeiten umfassen im BA-Studium in der Regel 12–18 Seiten, wobei üblicherweise jeweils sechs Seiten mit 1 CP kreditiert werden. Die Hausarbeit stellt eine eigenständige wissenschaftliche Leistung dar. Dies spiegelt sich auch in den Anforderungen wider.

In einer Hausarbeit soll selbstständig ein gewähltes Thema bearbeitet werden. Dies umfasst die Literaturrecherche und Darstellung des Forschungsstandes ebenso wie die Erstellung einer sauberen Gliederung und die Entwicklung und Beantwortung einer eigenständigen Fragestellung. Auch formal muss eine Hausarbeit bestimmten Anforderungen genügen, wie z.B. der korrekte Beleg von Zitaten und die Erstellung eines Literaturverzeichnisses. Näheres siehe im Abschnitt Wissenschaftliche Hausarbeiten.

Die Ausarbeitung eines Referats hat eine andere Zielsetzung als eine Hausarbeit. Es soll weniger eine eigene Fragestellung bearbeitet als viel mehr ein Überblick über ein bestimmtes Thema gegeben werden. Die formalen Anforderungen sind jedoch die selben wie bei einer Hausarbeit.

Es kann übrigens natürlich auch verabredet werden, in Erweiterung eines Referats eine Hausarbeit zu schreiben, die dann sehr wohl eine eigene Fragestellung umfasst.

Näheres siehe im Abschnitt Wissenschaftliche Vorträge und Referate.

Ein Essay stellt eine Auseinandersetzung mit einem gegebenen Thema dar. Der Essay ist dabei formal und im Aufbau weniger streng als eine Hausarbeit. So ist eine explizite Gliederung in der Regel entbehrlich, ebenso muss meist nicht der Forschungsstand umfassend wiedergegeben werden. Wenn sich der Essay nur auf einen oder zwei Texte bezieht, können auch die Quellennachweise in den Hintergrund treten.

Charakteristikum des Essays ist die argumentative Auseinandersetzung mit einem Thema oder einer These. Hier kann freier agiert werden, allerdings stellt ein Essay dadurch auch höhere Ansprüche an die Stringenz der Argumentation. Der Essay dient der Erprobung argumentativer Strategien und der Darstellung eines eigenen Standpunkts. Ein Standpunkt ist dabei nicht mit einer Meinung zu verwechseln: Der Essay soll auf eine inhaltliche Position hinführen, die der:die Verfasser:in vertritt und deren Begründung sich aus dem Essay ergibt. In besonderer Weise übt der Essay seine:n Verfasser:in also auch darin, eigene Ideen zu entwickeln und zu organisieren, und sich gleichzeitig mit anderen Standpunkten kritisch auseinanderzusetzen.

Überlegen Sie sich zuerst die Gliederung Ihrer Argumente, bevor Sie mit dem Schreiben anfangen. Für eine klare Strukturierung des Textes und sprachliche Präzision kann es hilfreich sein, wenn Sie sich vor der Abfassung ein kurzes Stichwort-„Skript“ anlegen, das den roten Faden Ihrer Schreibarbeit darstellt. Dies ist auch bei Hausarbeiten oder Referaten nützlich.

Auch im Rahmen universitärer Arbeit gibt es verschiedene Arten von Protokollen – Versuchs- oder Beobachtungsprotokolle in der Forschung, aber auch Seminarprotokolle, die als Mischung von Verlaufs- und Ergebnisprotokollen in der Regel eine Seminarsitzung festhalten. Sie sichern damit die Ergebnisse der Sitzung für alle Kursteilnehmenden, und müssen daher auch für denjenigen verständlich und nachvollziehbar sein, der in der Sitzung nicht anwesend war. Gleichzeitig stellen sie oft eine gute Möglichkeit der Rückmeldung an die Dozierenden dar, welche der besprochenenen Inhalte vom Kurs behalten und verstanden wurden. Nicht zuletzt übt das Verfassen eines Protokolles Sie darin, auch ihre „privaten“ täglichen Seminarmitschriften möglichst effizient und präzise anzufertigen. Das Seminarprotokoll muss dabei nicht streng und detailreich den Verlauf des Geschehens wiedergeben, Vorrang bei der Abfassung hat die inhaltliche Zusammenfassung und Strukturierung der Kernpunkte der Seminarinhalte. Aufgenommen werden können dafür sowohl Argumente aus den Redebeiträgen aus dem Plenum als auch wichtige Stichpunkte aus gehaltenen Referaten oder Anmerkungen der Dozierenden. Die Übernahme von Tafelbildern oder anderen Grafiken kann dies sinnvoll unterstützen oder bündeln. Aufgenommen werden sollten darüber hinaus zum Einen ggf. offene Fragen, die am Ende der Sitzung formuliert werden, und zum Anderen die Literaturangaben der Texte, die für die Seminarsitzung grundlegend waren.

Verfassen Sie das Protokoll möglichst direkt im Anschluss an die Sitzung – Ihre Stichpunkte sind im Zweifelsfall aussagekräftiger, solange Sie sich noch an die Zusammenhänge erinnern. Kontaktieren Sie bei Verständnisschwierigkeiten oder offenen Fragen zeitnah den:die Dozierende:n bzw. die Referierenden der Sitzung, am besten direkt im Anschluss der Sitzung.

Die Textzusammenfassung oder das Exzerpt stellen wie das Protokoll keine eigenständige wissenschaftliche Leistung dar. Das Ziel einer Zusammenfassung ist es, die Kernaussagen eines Textes in möglichst knapper und präziser Form wiederzugeben. Näheres siehe im Abschnitt Exzerpte.

Darüber hinaus gibt es natürlich noch andere Formen von Studienleistungen. Dies können beispielsweise Rezensionen, Poster oder Wikipedia-Artikel sein. In jedem Fall empfiehlt es sich, die zu erbringende Leistung gut mit den Dozierenden abzusprechen, um wechselseitige Missverständnisse zu vermeiden.

Im Dokumentenkopf aller Studienleistungen müssen in dieser oder einer ähnlichen Form folgende Angaben aufgeführt werden:

Ruhr-Universität Bochum

Centrum für Religionswissenschaftliche Studien (CERES)

Studiengang Religionswissenschaft

<Name der Veranstaltung> <Semester>

<Name Dozierende:r>

<Name Verfasser:in>

<Datum>

Formen wissenschaftlicher Literatur

Neben den selbst zu verfassenden Texten spielen im Studium die Texte wissenschaftlicher Autor:innen eine zentrale Rolle. Dabei gibt es verschiedene Formen, in denen einem wissenschaftliche Texte begegnen können.

Die klassische Form des wissenschaftlichen Textes ist die Monografie, das eigenständige Buch. Monografien werden von einem oder mehreren Autor:innen zu einem Thema verfasst. Die großen Qualifikationsarbeiten wie Dissertation (Doktorarbeit) und Habilitationsschrift werden in der Form von Monografien veröffentlicht.

Ein Sammelband stellt eine Sammlung von Aufsätzen verschiedener Autor:innen zu einem übergeordneten Thema dar. In der Regel bezieht man sich auf einzelne Artikel aus einem Sammelband, nicht auf den Band insgesamt.

Periodisch veröffentlichte Zeitschriften beinhalten verschiedene Aufsätze unterschiedlicher Autor:innen. Gemeinsamkeit ist oft nur das Fachgebiet der Zeitschrift selbst, es gibt aber auch thematisch ausgerichtete Sonderausgaben von Zeitschriften. Der Übergang von einer Zeitschrift zu einem Sammelband ist dann fließend.

Handbücher unterscheiden sich von Sammelbänden dadurch, dass die Artikel weniger aktuelle Forschungsbeiträge der Autoren darstellen, als vielmehr den Stand der Forschung zu einem Thema darlegen wollen. Auch sind die Artikel in Handbüchern meist kürzer.

Lexika umfassen eine große Zahl kurzer, meist alphabetisch sortierter Artikel.

Eine Rezension ist eine Besprechung einer Monographie, eines Sammelbandes oder eines anderen Werks. Rezensionen enhalten sowohl eine kurze inhaltliche Darstellung des besprochenen Werks, als auch eine kritische Auseinandersetzung vor dem Hintergrund des aktuellen Forschungsstands.